Wilhelm Heinrich Schüssler wurde am 21. August 1821 in Zwischenahn, im Oldenburgischen, geboren. Am 30. Märt 1898 starb er in Oldenburg an einem Schlaganfall. Über seine Jugendzeit, die er in bescheidenen Verhältnissen verbringen musste, ist wenig bekannt. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Schüssler vorwiegend durch Unterricht in fremden Sprachen. Obwohl er keine höhere Schule besuchen konnte, erwarb er sich ausgezeichnete Kenntnisse in den alten und neuen Sprachen. Ein älterer Bruder ermöglichte ihm später durch finanzielle Unterstützung das Medizinstudium. Schon frühzeitig erwachte in ihm das Interesse an der Homöopathie.
Bereits über30 Jahre alt begann er sein Studium – ohne Abitur – an den Universitäten Paris, Berlin und Gießen, wo er bereits nach zweieinhalbjährigem Studium die medizinische Doktorwürde erwarb. Es folgten einige weitere Semester in Prag.
Bevor Schüssler jedoch das Staatsexamen ablegen konnte, musste er das ihm fehlende Abitur nachholen. Das geschah am Gymnasium Oldenburg, wo er nach bestandener Prüfung mit den für heutige Verhältnisse fast kurios erscheinenden Worten beglückwünscht wurde: „Herr Doktor, Sie haben ihr Examen mit „sehr gut“ bestanden“. Wohlgemerkt die Reifeprüfung!
Nach Ablegung des medizinischen Staatsexamens erhielt Schüssler 1857, im 36. Lebensjahr, die Approbation als praktischer Arzt und ließ sich in Oldenburg nieder. In den ersten Jahren seiner überaus erfolgreichen Tätigkeit widmete er sich ganz der Homöopathie. Er hat in dieser Zeit, auch durch Veröffentlichungen, viel für die Verbreitung der Homöopathie getan.
Schüssler war aber auch ein Kritiker der Homöopathie. Ein Suchender, ein Geist mit eigenen Ideen, der sich bemühte, eine scharf begrenzte Therapie zu schaffen, eine Therapie mit nur wenigen Mitteln im Gegensatz zum großen Arzneischatz der Homöopathie.
Schüssler wurde in der Entwicklung seiner neuen Therapieform von zwei Wissenschaftlern beeinflusst.
Dem holländischen Physiologen J. Moleschott (1822-1893), der in seinem „Kreislauf des Lebens“ über die Bedeutung der anorganischen Salze im Organismus berichtete. In diesem Werk befindet sich u.a. der Satz: „Der Bau und die Lebensfähigkeit der Organe sind durch die notwendigen Mengen der anorganischen Bestandteile bedingt.“ , was bedeutet, dass die Zelle nur gesund ist, wenn sie ausreichend Mineralstoffe enthält.
Und dem Begründer der Cellularpathologie Rudolf Virchow (1821-1902), der in seinen Schriften postulierte: „Das Wesen der Krankheit ist die Krankheit der Zelle.“
Schüssler stimmte mit Virchow darin überein, dass die Grundursache aller Lebensvorgänge, sowie die Ursache der Veränderungen von Organen und Gewebe in der Erregbarkeit der Zelle zu suchen ist und dass somit die Entstehung und das Wesen einer Krankheit im Wesentlichen auf die Tätigkeit der Zellen zurückzuführen sei. Daraus folgte für Schüssler, dass man den Körper anorganische Salze zuführen muss, um die Zelle zu gesunden und dadurch auch das kranke Organ zu Gesundheit zu führen.
Die Erkenntnisse, dass die normale Tätigkeit der Zelle von einem bestimmten Gehalt an anorganischen Salzen abhängig sei, war für Schüssler der konsequente Schritt zu weiteren Ausbau seiner biochemischen Therapie. Heute lassen sich die Ideen Schüsslers unschwer nachvollziehen. Das Wissen um die Funktion der anorganischen Salze im Stoffwechsel und die Rolle der Spurenelemente ist inzwischen Allgemeingut geworden. Die Schüsslertherapie ist nicht als Substitutionstherapie zu verstehen, in dem man Fehlendes ersetzt, die Salze lösen eher Reize aus und geben dem Körper die Information, wie die Zelle die notwendigen anorganischen Salze in ausreichender Menge aufnehmen kann und diesen Spiegel auch im Konstanz aufrechterhalten kann.