Friedrich Samuel Hahnemann
Er war nicht nur Arzt. Er war auch Chemiker und Apotheker: wagemutig, penibel, jähzornig und ungeduldig. Und vor allem war er gründlich unzufrieden mit dem medizinischen System seiner Zeit. Schwitzkuren und Blutegel, Aderlässe und Klistiere: Dr. Samuel Hahnemann wollte eine sanfte und zugleich wirksame Therapie statt solch brachialer Methoden. Die beste Voraussetzung, um einen wahrhaft revolutionären Schritt zu tun. Der Doktor aus Meißen, der schon als Kind von zu Hause fortlief, weil er die Schule nicht länger besuchen durfte, hat die Geschichte ganzheitlicher Therapie neu geschrieben. Er testete die Arzneien an sich selbst, aber auch an seinen elf Kindern. Seine Frau Leopoldine wurde Zeuge, als er den ersten Versuch mit Chinarinde unternahm und feststellte, dass sie die gleichen Beschwerden auslöste wie Malaria.
Erst später fand er heraus, dass die Symptome viel weniger heftig ausfielen, wenn er die Ursubstanz verdünnte und verschüttelte. Und, was noch viel erstaunlicher war: Dass die heilende Wirkung um so durchschlagender war, je öfter er die Verdünnung und Verschüttelung wiederholte.
Die Faszination Homöopathie war geboren. Das Wort selbst stammt aus dem Griechischen: homoios=ähnlich und pathos=Leiden. Die Annahme, dass das, was einen gesunden Menschen krank macht, einen kranken Menschen heilen kann, hat sich seit Hahnemanns ersten Schritten immer wieder erwiesen.
1796 verfasste er sein erstes Grundlagenwerk „Über die Auffindung der Heilkräfte“. 1810 folgte sein Hauptwerk: das „Organon der rationellen Heilkunde“.
Fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau heiratete der schon zu seiner Zeit sehr erfolgreiche Arzt ein zweites Mal – mit 80. Seine große Liebe Melanie war 45 Jahre jünger als er. Zusammen eröffneten sie eine elegante Praxis in Paris, die Hahnemann bis zu seinem Tod mit 88 Jahren voller Engagement betrieb. Auf seinem Grabstein im Pariser Friedhof Père Lachaise steht die Inschrift: „Ich habe nicht umsonst gelebt.“ Die drei Grundprinzipien seiner Heilmethode – Ähnlichkeitsregel, Arzneimittelprüfung, Potenzierung
Samuel Hahnemanns Ähnlichkeitsregel
„Similia similibus curentur“ – Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt. So lautet der Leitsatz des Meißener Arztes. Ein Beispiel: Die Küchenzwiebel, die eine laufende Nase und tränende Augen verursacht, kann genau diese Beschwerden bei einem Kranken heilen. Die Symptome, die eine homöopathische Arznei bei einem gesunden Menschen auslöst, sollten nach Hahnemann denen des Kranken so ähnlich wie möglich sein. Denn so wird die bestmögliche und schnellste Wirkung erzielt.
Arzneimittelprüfung
Die Arzneimittel und Substanzen werden bei der homöopathischen Arzneimittelprüfung an gesunden Menschen getestet. Die Symptome, die sie bei diesen Probanden auslösen, werden dokumentiert und nach einem bestimmten Schema geordnet. So entsteht das sogenannte „Arzneimittelbild“. Je genauer dieses dem Beschwerdebild des kranken Patienten gleicht, um so besser wirkt die Arznei.
Die Potenzierung
Die große Entdeckung Hahnemanns, die Homöopathie von allen anderen Heilmethoden unterscheidet, war folgende: Je häufiger eine Arznei potenziert wird, um so stärker ist ihre Wirkung. Der Vorgang: Ein Ausgangsstoff wird bei einer D-Potenz (Dezimal) im Verhältnis 1:10 verdünnt. Das heißt: Ein Teil Urtinktur, zum Beispiel von der Pflanze Arnica, wird mit neun Teilen Alkohol/Wasser gemischt. Anschließend und auch nach jeder weiteren Verdünnungsstufe wird die so gewonnene Ausgangsform des homöopathischen Mittels durch Klopfen auf ein Lederkissen 10 Mal verschüttelt. So entsteht die sogenannte D1-Potenz. Verdünnt und verschüttelt man nun einen Teil der D1 erneut mit neun Teilen des Wasser Alkohol-Gemischs, entsteht die D2. Bis heute wird jede einzelne Arznei bei der DHU streng nach den Vorgaben des Homöopathischen Arzneibuches, kurz HAB genannt, zubereitet. Bei einer Verdünnung von 1:100 spricht man von C-Potenzen (Centesimal).
Durch die Verdünnung des Wirkstoffs wird nicht nur die Wirkung vertieft, sondern es werden auch gleichzeitig toxische Nebenwirkungen reduziert.
In einer umfassenden Anamnese sucht der Homöopath nun das ähnlichste Mittel für seinen Patienten, das in der Lage ist, die Lebenskraft des Patienten anzuregen und sie (die Lebenskraft) befähigt, Gesundheit wiederherzustellen.